Dieses Projekt ist eku-Preisträger 2022 und wurde mit 10.000 € prämiert.
Der Flößberger Wald wird auf einer Länge von 2.700 m von einer Freileitungstrasse gequert. Innerhalb der 100 m breiten Trasse verlaufen eine 380-kV-Leitung und eine 220-kV-Leitung parallel zueinander. Die Freileitungstrasse befindet sich auf dem Territorium der Stadt Borna und dem Territorium der Stadt Kitzscher, im Landkreis Leipziger Land, Freistaat Sachsen.
Kennzeichnend für den nährstoffreichen, frischen bis feuchten Standort ist das zügige Aufkommen von Pioniergehölzen, so dass unterhalb der Freileitungen in regelmäßigen Abständen Pflegearbeiten zur Trassenfreihaltung erforderlich sind. Die Pflege erfolgte bisher durch Einsatz eines Forstmulchers, wobei mit Ausnahme einzelner Gebüsche und Ruderalstreifen die Vegetation vollständig beseitigt wurde. Damit wurde der Lebensraum zahlreicher Arten wiederkehrend drastisch verändert.
In Zusammenarbeit zwischen der 50Hertz Transmission GmbH und der NFG Ökologischen Station Borna-Birkenhain wurde im Oktober 2020 ein Konzept zur Umstellung auf eine nachhaltige Pflege erstellt, wobei eine extensive Beweidung im Vordergrund steht. Ziel ist die Entwicklung und der Erhalt von verbuschtem, artenreichen Offenland, welches eine Vielzahl an Strukturen wie kleinflächigen Weidengebüschen, Totholzhaufen und Vernässungsstellen aufweist. Es entsteht ein Biotopverbund zwischen den bisher getrennten Waldflächen beidseitig der Freileitungsschneise.
Die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt stellte eine 6,4 ha große Fläche für den Start des Projektes zur Verfügung.
Im Februar 2022 starteten die Arbeiten zur Errichtung der Weideinfrastruktur. In einem ersten Schritt wurde die Zauntrasse freigestellt. Anschließend erfolgte der Bau des festen Weidezaunes, der eine Fläche von 5,36 ha umgibt. Ein 25 m2 großer, aus Holz bestehender Unterstand bietet den Weidetieren Schutz bei ungünstigen Witterungsbedingungen. Die Pflege einer 1,04 ha großen Fläche am Ostrand der Freileitungsschneise wird durch Beweidung mittels mobiler Einzäunung erfolgen.
Mitte April 2022 begann die Beweidung auf der 6,4 ha großen Pilotfläche. Statt eines Forstmulchers sind ab jetzt ganzjährig Dexterrinder im Einsatz. Diese kleinwüchsige, aber aufgrund ihrer Hörner dennoch wehrhafte Rinderrasse ist robust und widerstandsfähig. Zudem sind Dexterrinder zur Beweidung feuchter Standorte geeignet. Bei starkem Gehölzaufwuchs kommen auf der Pilotfläche zeitweise zusätzlich Schafe und Ziegen zum Einsatz.
Diese Form der Nutzung stellt einen Gewinn für die Artenvielfalt sowie den Umwelt- und Klimaschutz dar. Dank der extensiven Beweidung wird der Blüten- und Insektenreichtum steigen, wovon weitere Artengruppen wie Vögel, Reptilien und Fledermäuse profitieren. Der Einsatz schwerer Technik, die zur Bodenverdichtung führte, gehört der Vergangenheit an. Das Projekt dient als Basis, um weitere Flächeneigentümer für eine extensive Pflege von Freileitungsschneisen zu überzeugen.